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UNTER CORONA-BEDINGUNGEN EIN KREATIVER PARTNER DES UNIKLINIKUMS WÜRZBURG

Der Kreuzbund zählt zu den bewährten, hochaktiven Selbsthilfepartnern des Uniklinikums Würzburg. Auch die Pandemiebedingungen konnten dieses Engagement nicht ausbremsen – vielmehr wurde für den Besuchsdienst eine kreative Lösung gefunden.

Von Gabriele Nelkenstock, externe Selbsthilfebeauftragte des Uniklinikums Würzburg.

Die Selbsthilfe zählt zu den unverzichtbaren Partnern in der Patientenbetreuung des Uniklinikums Würzburg (UKW). Nach dem Wunsch des Klinikums soll die Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen in einem kontinuierlichen Prozess immer weiter optimiert werden. Die Ernsthaftigkeit, mit der dieses Ziel verfolgt wird, drückt sich nicht zuletzt in der Auszeichnung „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ verliehen wurde.

Im Vorfeld der Auszeichnung – und den damit verbundenen Qualitätssicherungsmaßnahmen – wurde die Position der Selbsthilfebeauftragten am Klinikum geschaffen und mit mir besetzt. Seither fungiere ich als Ansprechpartnerin und Kontaktperson für alle Selbsthilfegruppen, für das Aktivbüro der Stadt Würzburg, für alle Dachverbände der Selbsthilfe, für die Kliniken unt Zentren des UKW sowie der Beschäftigten.

Essentieller Partner der Psychiatrischen Klinik

Zu den Selbsthilfegruppen, von deren Erfahrungswissen, Betroffenenkompetenz und Engagement wir regelmäßig profitieren, gehört auch der Kreuzbund. So sind die regionalen Kreuzbundgruppen vor allen Dingen essentielle Partner der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Die dortige Schwerpunktstation für Abhängigkeitserkrankungen verfolgt ein multimodales interdisziplinäres Therapiekonzept, das unter anderem darauf abzielt, dass die Patientinnen und Patienten sich einer Selbsthilfegruppe anschließen sowie der Angebote nach dem stationären Aufenthalt möglichst regelmäßig nutzen. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie kamen dazu die Vertreter aus Kreuzbundgruppen im wöchentlichen Wechsel mit anderen regionalen Selbsthilfegruppen alle 14 Tage in einen Besprechungsraum der Station IV West. Im Stuhlkreis stellten sie den Patientinnen und Patienten ihre jeweilige Gruppe und deren Angebote vor und berichteten aus ihrer eigene Krankengeschichte.

 

Portraitbild Gabriele Nelkenstock, die externe Selbsthilfebeauftragte des Uniklinikums Würzburg

 

Problem: Infektionsschutz erlaubt keine unmittelbaren Kontakte

Die Kontaktbeschränkungen der Pandemie machten diesen unmittelbaren Austausch unmöglich. Erfreulicherweise konnten wir uns bei der Lösung des Problems voll auf den Kreuzbund verlassen. Mit diesem, den anderen Selbsthilfegruppen und Privatdozent Dr. Thomas Polak, dem Leiter der Klinischen Suchtmedizin am UKW, wurde zum Jahreswechsel 2020/2021 ein gemeinschaftlich gestalteter digitaler Besuchsdienst ins Leben gerufen. Seit Beginn des Jahres finden die Zusammenkünfte über die Internetplattform Skype for Business statt. Unsere Partner aus der Selbsthilfe sind dabei auf einem großen Bildschirm interaktiv in den Gesprächsrunden zugegen. Nach Meinung der meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer funktioniert die digitale Variante ähnlich gut, wie der direkte Austausch vor Ort. Beim Verfassen dieses Beitrags Ende Oktober 2021 war der digitale Besuchsdienst nach wie vor der von den Veranstaltern präferierte Weg.

Bild: Mario Weber / Uniklinikum Würzburg
Der Bildschirm zeigt Arnd Rose

Gruppentreffen nachweislich extrem wichtig für Abstinenz

Wir sind für diese gerade auch vom Kreuzbund mitentwickelte und mitgetragene Lösung sehr dankbar, denn der frühzeitige Kontakt mit der Selbsthilfe ist für Suchtpatientinnen und -patienten extrem wichtig. Laut Dr. Polak ist die Wirksamkeit dieser Angebote wissenschaftlich gut untersucht. Demnach bleibt nur ein Drittel der Suchtkranken, die keine Selbsthilfegruppe besuchen, in den ersten sechs Monaten nach der Entgiftung und dem Abschluss der stationären Therapie abstinent. Wird einmal im Monat an einem Gruppentreffen teilgenommen, steigt die Quote auf 45 Prozent. Und bei regelmäßigem, wöchentlichem Besuch einer Selbsthilfegruppe beträgt die Sechs-Monate-Abstinenz sogar 75 Prozent.

Die sozialen Bedingungen der Corona-Krise haben die Gefahren für Sucht und Rückfall erhöht. Umso glücklicher sind wir, dass wir uns auch „bei rauer See“ auf die anhaltende und kreative Unterstützung durch unsere leistungsstarken Selbsthilfepartner verlassen können.

Im Gruppenraum der Schwerpunktstation für Suchtkranke der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums Würzburg finden derzeit die Besuchsdienste digital statt. Der Bildschirm zeigt Arnd Rose, den Sprecher des Kreuzbundes für die Region Würzburg, Kitzingen und Lohr.