Abstinent Älterwerden mit der Erfahrung Einzelner zu Sein!
Bericht über die Multiplikatorentagung 55+ im KSI Siegburg vom 19.08.22 – 22.08.22
Abstinent Älterwerden mit der Erfahrung Einzelner zu Sein!
17 Multiplikatoren aus 11 Diözesanverbänden, die Arbeitsbereichsleiterin Margit Köttig und der Referent Dr. Michael Tremmel haben sich im Katholisch-Sozialen-Institut (KSI) zur Tagung 2022 getroffen
Thema: Abstinent Älterwerden mit der Erfahrung Einzelne/r zu sein
Unser Thema in diesem Jahr klingt ungewohnt und die Teilnehmer tasteten sich an die Fragestellung wann bin ich „Einzelne/r“ heran. Es zeigte sich, dass viele Teilnehmer große Mühe hatten, der Erfahrung Einzelne zu sein, in der eigenen biographischen Entwicklung und heute in ihrem gegenwärtigen Alltag nachzuspüren. Zudem stellte sich die Frage, was es heißen könnte, auch aufgrund des Älterwerdens, zukünftig als Einzelne/r zu leben – und dies immer mit der Unterscheidung zum Allein-sein oder gar Einsam-sein.
Wir haben uns mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass wir als Menschen primär Einzelne sind, ohne das zu bewerten, auch wenn belastende Erfahrungen, die das Einzeln-sein mit sich bringen kann, da sein können. Denn das Einzeln-sein sollte als eine positive Erfahrung der eigenen Existenz bewusst werden und somit als eine Chance erlebt werden.
Je länger der Meinungsaustausch stattfand, desto sicherer wurde das Gespür dafür, den Unterschied zum Allein-Sein und Einsam-Sein herauszufinden.
In diesem Zusammenhang ergab sich dann die Lebensfrage und dies nicht nur für das abstinente Älterwerden, sondern für den gesamten Lebensweg
Du musst es allein schaffen –
aber Du schaffst es nicht allein!
Du musst es allein schaffen! Was bedeutet das für die, die das sagen? Was bedeutet das für die, denen das gesagt wird? Was ist konkret damit gemeint? Wie sieht das aus? Dass ein jeder Mensch wesentlich auch Einzelner ist, das ist eine Tatsache unseres Lebens. Es gilt, aus dieser Tatsache eine Aufgabe zu machen – für das eigene Leben und Denken. Es geht dabei nicht etwa nur um Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung, sondern vor allem um Selbstüberwindung: um Arbeit an sich selbst (den inneren Schweinehund dressieren) – um das Überwinden von Hemmnissen, Illusionen, Gewohnheiten und Süchten.
Ein Aspekt dieser Bedeutung wird von diesem Text auf den Punkt gebracht
Anfangen
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
stets kannst du im Heute von Neuen beginnen.
Ein weiteres Thema der Tagung war die Vorstellung des Kreuzbund-Chat. Ein wichtiger Aspekt der zukünftigen Arbeit im Kreuzbund. Der Kreuzbund-Chat ist insbesondere interessant für Teilnehmer, die aus welchen Gründen auch immer nicht an Gruppen-Treffen teilnehmen können. Online Angebote werden mittelfristig besonders auch für Ältere Mitglieder im Kreuzbund attraktiv sein.
Der Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern nahm einen wesentlichen Raum ein. Die Bedeutung und die Funktion der Arbeitsbereiche, die Stellung der Beauftragten innerhalb ihrer Verbände, den Gruppenleitungen vor Ort und gegenüber den Vorständen. Es ist immer wieder interessant und bereichernd für die eigene Arbeit zu erfahren, wie andere Beauftragte Ideen einbringen und umsetzen.
Grundlage waren die für die Tagung dargestellten Angebote und Aktivitäten Senioren/55 plus in den einzelnen Diözesanverbänden. Genauso vielfältig wie die Gruppen im Kreuzbund sind hier auch die Aktivitäten. Gerade die neuen Beauftragten konnten hier von den mehrjährigen Erfahrungen profitieren, es konnten Fragen gestellt und gemeinsam Antworten entwickelt werden.
In der Abschlussrunde zeigte sich, wie sehr das Thema Einzeln-sein bei einzelnen Teilnehmenden weitergewirkt und Eindruck hinterlassen hat:
„Ich bin als Einsamer gekommen. Ich kann mich jetzt auch etwas anders sehen:
als Einzelner fahre ich wieder heim. Das tut mir gut!“
„Es war nicht leicht, mit der neuen, fremden Bezeichnung Einzelner zu arbeiten; aber mit der Zeit ging das immer besser und sie eröffnete eine weitere, eher auch positive Sicht auf das Alleinsein.“
„Ich hab‘ einige Jahrzehnte alleingelebt und lebe heute immer noch allein. Mich als Einzelne zu verstehen, legt mir nahe, dass ich mich dafür nicht erklären oder gar entschuldigen müsste.“
Die Tagung hat den Multiplikatoren wieder gezeigt, wie wichtig der Kreuzbund und die Arbeit, die dort in den Gruppen geleistet wird, gerade für die ältere Generation ist. Es ist lebenswichtig abstinent zu werden und zu bleiben. Es ist kein Selbstläufer nach langjähriger Abstinenz auch im Alter ohne Suchtmittel zu leben. Gerade, wenn die Einsamkeit im Alter als negatives Gefühl überwiegt, ist die Gefahr da, rückfällig zu werden. In den Gruppen können wir uns immer wieder die Hilfe holen, die es uns möglich macht „es alleine zu schaffen“.
Ehrenfried Walkstein AB 55+ /Senioren im DV Köln und Christel Freitag
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